Feststellung erster klimatischer Schutzzonen im chilenischen Teil Patagoniens
Eine Studie von Dr. Patricio Pliscoff und dem Programm Austral Patagonia UACh soll potenzielle Klimaschutzzonen im chilenischen Teil Patagoniens zu Land und im Meer feststellen. Sie ist daher nicht nur ein wichtiger Beitrag für die Fachrichtungen der Ökologie und der Biogeographie, sondern ebenso für den Schutz der Artenvielfalt und den Erhalt der derzeitigen und zukünftigen Arten des Gebiets. In diesem Beitrag erfahren wir Genaueres vom Programm Austral Patagonia.
Foto von Sergio Gaete.
Einen neuen Beitrag für den Schutz der Ökosysteme und der Artenvielfalt des chilenischen Teils Patagoniens bietet eine kürzlich veröffentlichte Studie, die Gebiete mit hohem Potenzial festlegt, um als Klimaschutzzonen für die Artenvielfalt im chilenischen Teil Patagoniens zu dienen. Es handelt sich um Gebiete, die eine Minderung der immer größeren Auswirkungen des Klimawandels ermöglichen und somit den Erhalt von Arten, Gemeinschaften und Ökosystemen fördern.
„Der Klimanotstand bedarf konkreter und effizienter Maßnahmen für eine größere Resilienz der Gemeinschaften und Ökosysteme und die Klimaschutzzonen für die Artenvielfalt erfüllen dieses Bedürfnis. Daher beabsichtigen wir die Erstellung von wissenschaftlich fundierter Information, die zur Feststellung dieser Zonen beiträgt sowie die Festlegung von Maßnahmen für deren Schutz. Dies muss selbstverständlich durch lokales Wissen und Know-how ergänzt werden“, erklärt der Leiter des Programms Austral Patagonia der Universidad Austral de Chile Dr. César Guala Catalán.
Mit einer neuartigen Methode, die Kriterien der Artenvielfalt, Geodiversität und klimatische Variablen berücksichtigt, konnte die vom Geographen und Doktor in Ökologie Patricio Pliscoff geleitete Studie das Vorhandensein von Klimaschutzzonen entlang des gesamten patagonischen Festlands identifizieren, die sich auf Gebiete wie die Kontintenal- und Inselbereiche Chiloés in der Region Los Lagos, das Binnenland zwischen dem Küsten- und Steppengebiet in der Region Aysén und das Südostende des Kontinents sowie den Norden von Feuerland in der Region Magallanes konzentrieren. Die Klimaschutzzonen im Meer wiederum erstrecken sich auf große Meeresgebiete im chilenischen Teil Patagoniens: im Norden der Hauptinsel Chiloé, Region Los Lagos, im Guaitecas-Archipel, Region Aysén, sowie in verschiedenen Abschnitten der Region Magallanes wie den Binnenkanälen des Nationalparks Bernardo O’Higgins oder innerhalb des nationalen Schutzgebiets Kawésqar.
„Die Feststellung von Klimaschutzzonen für die Artenvielfalt kann eine Schlüsselstrategie für den Artenerhalt unter gegenwärtigen und zukünftigen klimatischen Bedingungen sein. Daher werden in anderen Ländern wie Australien und den USA diese Schutzzonen genutzt, um abzuwägen, welche Schutzgebiete prioritär zu erhalten sind – wir hoffen, dass Chile diesem Beispiel folgt“, erläutert Pliscoff.
Die Studie gleicht weiterhin die als Klimaschutzzonen identifizierten Gebiete mit den staatlich geschützten Naturparks ab und analysiert, ob diese einer offiziellen Schutzkategorie angehören, um gegebenenfalls die nötigen Schritte für ihre Sicherung festzulegen. Diesbezüglich wurde festgestellt, dass 46 von 58 staatlichen Schutzgebieten Areale mit hohem Potenzial als klimatische Schutzzone für die Artenvielfalt beinhalten, wobei die wichtigsten von ihnen auf dem Festland das Naturdenkmal Laguna de Los Cisnes, der Nationalpark Hornopirén, das nationale Schutzgebiet Futaleufú und das nationale Schutzgebiet Lago Palena sowie hinsichtlich der Meeresschutzzonen das nationale Schutzgebiet Kawesqar, das Meeresschutzgebiet Pullinque und der Meerespark Diego Ramírez-Paso Drake sind.
„Die Feststellung von Klimaschutzzonen in diesen Gebieten muss als relevanter Input für die Erstellung ihrer Managementpläne angesehen werden“ kommentiert Pliscoff und fügt hinzu, dass „man sich bei der Festlegung von neuen prioritären Schutzgebieten an den Schutzzonen orientierien sollte, die gegenwärtig nicht Teil von staatlich geschützten Gebieten sind, um deren Ergänzung zum bestehenden Netzwerk von Schutzgebieten zu analysieren“.
Ein weiterer vom Autor der Studie hervorgehobener Fund ist der unmittelbare Zusammenhang zwischen Klimaschutzzonen und dem Vorhandensein von Primärwäldern auf dem Festland bzw. Makroalgenwäldern in den Meeresschutzgebieten.
„Wir hoffen, dass diese Studie dazu beiträgt, größeres Interesse für die Erforschung und Entwicklung von Klimaschutzzonen als Mittel für den Naturschutz in Chile zu wecken. Obgleich dieses Konzept in einige Strategien der Staatspolitik wie die Strategie für Artenvielfalt, den nationalen Plan für Anpassung der Artenvielfalt und die Langzeitklimastrategie des Umweltministeriums eingeflossen ist, steckt seine Wertschätzung und Entwicklung als Instrument für die Planung des Artenschutzes noch in den Kinderschuhen“, schließt Guala.